30 Jahre DOOM – Wir zählen mit…
Der Ego-Shooter, der das Genre revolutionierte, den Begriff prägte und seine Macher in den Olymp der Videospielgeschichte katapultierte, feiert am 10.12. seinen dreißigsten (30ten!) Geburtstag. Grund für uns, euch einige Versionen des Spiels vorzustellen – sofern ihr alt genug seid.
id Software, oder auch „ideas from the deep“, wie sich John Carmack, John Romero, Adrian Carmack und Tom Hall nannten, lernten sich beim Publisher Softdisk kennen, wo sie monatlich Spiele für die Coverdiskette schufen. John Carmack baute Routinen, die als unmöglich auf der spärlichen PC-Hardware galten, so z.B. softes Scrolling. Romero stiftete daraufhin seine Kollegen an, Softdisk den Rücken zu kehren und als eigenständiges Entwicklerstudio durchzustarten. Der erste Coup: eine perfekte Kopie von Super Mario Bros, mit butterweichem Scrolling und allen anderen Elementen. Das Spiel wurde an Nintendo geschickt – und prompt erfolgte die Absage. Dies führte dazu, dass das Spiel mit der neuen Titelfigur Commander Keen in mehreren Episoden den PC eroberte. Als Shareware herausgebracht, verteilte sich der erste Abschnitt des Spieles umsonst online über Bulletin Boards (BBS) und in der realen Welt über Sharewarehändler. Wollte man das komplette Spiel haben, waren 15 Dollar fällig, was aber im Vergleich zu den Vollpreistiteln dieser Zeit immer noch günstig war. Und die Leute wollten spielen! Es dauert nicht lange, da führten die Produkte von id Software – allen voran die Commander Keen-Reihe – die Shareware-Charts an.
Während seine Kollegen sich mit weiteren Teilen von Commander Keen beschäftigten, tüftelte Programmiergenie John Carmack an einer dreidimensionalen Welt. Diese sollte schnell und interaktiv und somit für Actionspiele geeignet sein. Hovertank war das erste Spiel, dass dies nutzte und gilt als der erste Ego-Shooter (wobei es schon vorher viele 3D-Simulationen im Bereich Luft- und Rennfahrt gab
Im November 1991 zeigte dann Catacombs 3D, was die Zukunft bringen würde. Es gilt als Meilenstein und folgt der Formel, welche id Software später zu Weltruhm verhelfen sollte: Egoperspektive inklusive Hände des Spielers, die Waffen und Gegenstände halten und nutzen können, flüssige Bewegung durch dreidimensionale (genaugenommen 2,5-dimensionale) Levels sowie zweidimensionale Gegner, die passend zur Perspektive skaliert werden. Die nächste Veröffentlichung war Wolfenstein 3D. Carmack und Romero griffen den alten Klassiker Castle Wolfenstein von Muse Software auf, in dem man Hitlers Festung infiltrieren muss, um am Ende den Führer zu stoppen. Wartete das Original mit simpler Strichmännchengrafik auf, so war man bei der neuen Version mittendrin im Geschehen.
id Software war nun bekannt und das Shareware-Vertriebsmodell über den Anbieter Apogee erprobt. Dennoch sollte ids nächster Wurf für Aufruhr sorgen. DOOM wurde nach einer Szene aus dem Billardzockerdrama Die Farbe des Geldes benannt, in der Tom Cruise seinen meisterlichen Billard-Queue als „Doom“ („Untergang“ oder „Verhängnis“) vorstellt. In diesem dunklen, blutigen und brutalen Spiel hetzte das Team von id Software auf einem Marsmond Bestien aus der Hölle auf uns. Der erste Level wurde auf dem Server der University of Wisconsin zum Download angeboten – was prompt zum Zusammenbruch des Netzwerks führte. DOOM war sofort ein gigantischer Erfolg und katapultierte id Software in den Olymp der Videospielegeschichte.
Der Einfluss von DOOM auf die Videospielewelt ist nicht zu unterschätzen. Es trug dazu bei, den PC als Plattform für Spiele zu etablieren und beeinflusste die Entwicklung von 3D-Grafik in der gesamten Branche.
DOOM hatte nicht nur technologische, sondern auch kulturelle Auswirkungen. Es etablierte das Genre der Egoshooter und inspirierte unzählige nachfolgende Spiele (damals gerne „Doom-Klone“ genannt). Die First-Person-Perspektive und die schnelle, actionreiche Spielmechanik wurden zum Standard für Actionspiele. In Deutschland landete DOOM ob seines düsteren Horrorszenarios und der expliziten Gewaltdarstellung auf dem Index und durfte weder beworben noch offen im Laden verkauft werden.
Das Open-Source-Modell von DOOM ermöglichte es der Community, eigene Modifikationen zu erstellen, was wiederum der Ursprung der nachwievor sehr lebendigen Kultur des Spiele-Modding war. Findige Tüftler haben es sich darüber hinaus zur Aufgabe gemacht, DOOM auf allerlei (un-)möglicher Hardware zum Laufen zu bringen – von der Digitalkamera bis zum E-Piano.
Publisher Bethesda ließ den Klassiker 2012 in Deutschland neu von der USK bewerten. DOOM trägt seitdem eine USK 16-Plakette und darf wieder offiziell beworben und verkauft werden.
Der Digital Retro Park huldigt dem Klassiker bis zu seinem Geburtstag mit drei Versionen auf verschiedenen Systemen – und zwar jedem Samstag einer anderen. Das Tor zur Hölle darf dann bei uns geöffnet werden, allerdings unter einer Voraussetzung: Ihr seid über 16 Jahre alt, denn es gilt die Einstufung der USK.