DRP Audioguide
Thema Die Geschichte des Commodore Amigas
Spielzeit: 4:56 Minuten Sprecher: Guido Klein
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Jay Miner. Dieser Name steht für den Amiga genauso, wie Carl Benz und Gottlieb Daimler für das Automobil stehen. Miner gilt als der Vater des Amigas und arbeitete in den 70er Jahren ausgerechnet für: Atari. Ja, richtig gehört, doch damit nicht genug: Aus seiner Feder stammten auch noch die Chips des legendären Atari VCS sowie der 400er und 800er Computerserie. Bereits in dieser Zeit hegte er den Wunsch, einen vollwertigen 16-bit Computer zu entwerfen.
Anfang der 80er, wohl so um 1982 herum, Miner arbeitete mittlerweile nicht mehr für Atari, traf dieser auf Larry Kaplan, einen alte Kollegen, der gerade eine neue Firma names „Hi Toro“ gegründet hatte. Zusammen mit Dale Luck, einem erfahrnen Manager als Präsident der neuen Firma, wollten sie sich an ihr 16-bit Projekt wagen. Bereits hier war klar: Herzstück sollte der 68000er Prozessor von Motorola sein. Strammer Gegenwind kam aus dem Lager der Investoren: Sie wollten eine Spielekonsole, keinen vollwertigen Computer. Der Firmenname „Hi Toro“ war unglücklich gewählt, erinnerte er doch zu sehr an den Hersteller von Rasenmähern. Es musste ein anderer Name her. Etwas freundliches und etwas, was möglichst vor Apple und Atari im Telefonverzeichnis auftaucht. Es setzte sich, wie wir heute bestens wissen, das spanische Wort für „Freundin“ durch: Amiga. In dieser Zeit stieß auch der Schöpfer des Amiga Betriebssystems hinzu, Carl Sassenrath. Ihm haben wir das präemptive Multitasking zu verdanken. An den speziellen Custom-Chips, welche den Amiga so einzigartig machen, arbeiteten Ron Nicholson, David Dean, Dave Needle, Glenn Keller und natürlich Jay Miner. Später wird R.J. Mical die Workbench, basierend auf seiner Plattform namens Intuition, entwickeln und Tim King das Command Line Interface, kurz CLI. Die Firma Amiga Incorporated hielt sich in dieser Zeit übrigens mit der Produktion von Joysticks über Wasser und nach außen hin bedeckt, man wollte ja schließlich nicht ausspioniert werden. Diese vorgehaltene Produktion brachte sogar eine Marktneuheit heraus, das Joyboard, eine Art Balance-Plattform zum daraufstellen oder setzen. Eigentlich war es für beispielsweise Ski-Simulationen entworfen worden. Der Erzählung nach soll dieses Board der Entspannung der Amiga-Mitarbeiter gedient haben. Sie setzte sich darauf wie ein indischer Guru und versuchten das Gleichgewicht zu halten, woher wohl höchstwahrscheinlich die berühmte „Guru Meditation“-Fehlermeldung stammt. Als 1983 der Markt für Spielekonsolen weltweit kollabierte lachte sich Jay Miner ins Fäustchen. Nun hatte er alle Trümpfe in der Hand. Aus der zunächst von den Investoren geforderten Spielekonsole konnte nun ein echter Computer werden. Der erste funktionierende Amiga hieß nicht Amiga, sondern hatte den schönen Namen „Lorraine“…sah allerdings überhaupt nicht schön aus, war es doch ein recht wackeliges Konstrukt, ein erster Versuchsaufbau um schließlich 1984 auf der Consumer Electronics Show zu zeigen was es konnte und um dadurch natürlich Geldgeber anzulocken. Auf Lorraine lief das bis heute legendäre Boing Ball Demoprogramm und faszinierte die Besucher. Amiga Inc. war zu dieser Zeit nur ein ganz kleines Licht unter den großen Herstellern und verdammt klamm in der Kasse. Auf die Schnelle fand sich kein Investor, so dass man sich ausgerechnet bei Atari eine halbe Million US Dollar leihen musste. Und hier wird’s wieder kurios: Jack Tramiel, Gründer des Unternehmens Commodore, flog in dieser Zeit aus seiner eigenen Firma raus und kaufte ausgerechnet den Erzfeind Atari auf. Als dessen Chef lieh er gönnerhaft Amiga die halbe Million und rechnete fest damit, dass Amiga das Geld nicht zurückzahlen konnte. Somit würde ihm das kleine Unternehmen quasi für nichts in die Hände fallen. Und tatsächlich war es mehr als nur kurz vor knapp: Um ein Haar und wir hätten heute einen Atari Amiga! Auf den sprichwörtlich letzten Drücker griff Commodore zu und Amiga entkam den Fängen Jack Tramiels. Dieses Hin- und Her führte aber dazu, dass Atari das Rennen um den ersten 16-bit Heimcomputer gewann und den Atari ST vor dem Amiga auf den Markt bringen konnte. 23. Juli 1985, Lincoln Center, New York: Der Commodore Amiga wird in einem großangelegten Spektakel dem begeisterten Publikum präsentiert. Es ist vollbracht…