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Das Mitmach Computermuseum in Offenbach

Geburtstagskind: SEGA Dreamcast

DRP e.V. für ein Museum der digitalen Kultur im Rhein-Main-Gebiet. Das Mitmach Computermuseum in Offenbach.

Geburtstagskind: SEGA Dreamcast

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(Bildnachweis: Evan Amos, CC BY-SA 3.0)

Die SEGA Dreamcast ist jetzt mitten in den besten Teenagerjahren angekommen! Vor 15 Jahren, am 27ten November 1998 wurde die damals neueste Konsole der Firma SEGA in Japan der Weltöffentlichkeit vorgestellt (Japan/Asien = Orangefarbener Kringel, Nordamerika = Roter Kringel, Europa/PAL = Blauer Kringel, weil der deutsche Verlag Tivola bereits einen orangefarbenen Kringel hatte). Als erste Konsole der sog. sechsten Generation und als Hoffnungsträger nach dem enttäuschenden Marktergebnis der SEGA Saturn legte sich viel Interesse auf die neue Konsole.

Und die technischen Daten überzeugten auch:
Der Prozessor (Hitachi SH7750) ist eine mit 200MHz getaktete 32/64/128bit CPU – ein 32-Bit RISC Prozessor mit einem 64-Bit Datenbus und einer 128-Bit FPU. Die Vorgängerversionen dieser CPU arbeiteten bereits in dem SEGA 32x und der SEGA Saturn. Für die Graphik war ein 100 MHz PowerVR2 CLX2 Prozessor (128-Bit) mit 8MB RAM verantwortlich, welcher der Konsole bisher ungekannte full-frame VGA (640×480) Auflösung verschaffte (zunächst war ein 3Dfx-Prozessor angedacht, dies wurde aber verworfen).

Die Konsole bracht selber kein eigenes Betriebssystem mit – das wurde gemeinsam mit dem Spiel geladen und gestartet. Verwendet wurden hauptsächlich eine angepasste Version von Windows CE und das von SEGA entwickelte Katana-OS. Das CD-Laufwerk wurde für einen komplett neues Speichermedium (GD-ROM) entwickelt, konnte aber auch normale CD-ROM abspielen – aber keine DVD, was sich bald rächen sollte.

Die Dreamcast war auch die erste Konsole mit eingebautem Modem und somit Internet-Unterstützung (die Server für das Online-Spiel „Phantasy Star Online“ wurden erst 2007 abgeschaltet). Das System bot zudem Unterstützung für Tastatur und Mauseingaben. Zusammen mit der Windows-CE OS und der Verwendung von DirectX-Graphic machte es dies relativ einfach, Spiele vom PC zu konvertieren.

Der Kontroller wurde aus dem SEGA Saturn „Dreams„-Kontroller weiterentwickelt und bot als Neuerung einen magnetfeld-gesteuerten Analog-Stick nebst ebensolchen Buttons. Dadurch wurde es möglich, zu erkennen, wie stark ein Button, bzw. eine Stick-Richtung gedrückt wurde. Dies wurde allerdings nur selnten verwendet. Unter „verunglückt“ muß man den  Maraca-Kontroller für die Arcade-Umsetzung von „Samba de Amiga“ abheften, welcher auch auch nur von genau diesem einen Spiel unterstützt wurde – obwohl die Maracas wohl auch für „Mr. Driller“ verwendbar waren, aber die Verwendung sah eh sehr gewöhnungsbedürftig aus.

Eine weitere Neuerung war das Visual Memory System (VMS). Wo andere Konsolen nur einen Rumble-Pack oder eine Memory Unit boten, hatte die Dreamcast in der VMS einen ganzen Rechner (8-Bit CPU, 128 KByte RAM) mit Display (48×32 Pixel), Soundausgabe und Eingabetasten untergebracht. Manche Spiele boten Minispiele an, welche mit der batterieversorgten VMS unabhängig von der Konsole gespielt werden konnten. Daneben bot die VMS auch Möglichkeiten eines PDA, also Telefonverzeichnis und Kalender.

In Japan kamen noch einige Sonderversionen der Konsole auf den Markt, von denen besonders die Divers 2000 CX-1 Dreamcast hervorsticht. Es handelte sich dabei um eine sehr spacig aussehende Konsole mit eingebautem Monitor und viel passendem Zubehör (Tastatur, Maus, Fernbedienung etc).

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Die Divers 2000 CX-1 Dreamcast (Bildnachweis: Chris Ainsworth, CC BY-SA 2.0)

Leider hat die Dreamcast trotz initialer Verkaufsrekorde (bei bereits 600.000 Vorbestellungen) und immerhin fast 11 Millionen abgesetzer Exemplare nie den ganz großen Erfolg erlebt. Zum einen war es geradezu lächerlich einfach „dezentrale Sicherheitskopien“ von Spielen zu verwenden – ganz ohne Modchip. Zum anderen hatte die Konkurrenz nicht geschlafen. Die PlayStation 2 des Konkurrenten SONY kam zwar erst ein ganzes Jahr später auf den Markt, erzeugte aber einen einen geradezu unheimlichen Sog und erzielte teilweise die 10-fachen Absatzzahlen, was dazu führte, dass die PlayStation 2 heute die meistverkaufte Heimkonsole aller Zeiten ist.

Die zusätzliche Konkurrenz durch die Microsoft XBOX verschärfte diese Situation noch weiter. Auch waren die beiden Konkurrenten in der Lage, DVD abzuspielen, was dem Laufwerk der Dreamcast verwehrt war. Es war im Vorfeld noch versucht worden, die XBOX kompatibel mit Dreamcast-Spielen zu machen, aber dieses Vorhaben wurde nicht mehr umgesetzt. Technisch wäre es wohl vertretbar gewesen, zumindest für die Spiele, welche auf der Dreamcast unter der Windows CE liefen. Letztendlich, nach zwei Jahren der Konkurrenz und nachdem der Wert der SEGA-Aktie um 76% gefallen war und auch das Weihnachtsgeschäft 2000 keine Entspannung gebracht hatte, entschied sich SEGA, das man gegen diese Gegner nur verlieren konnte und stellte die Produktion der Dreamcast im Jahre 2001 ein.

Der Produktionsstopp der Dreamcast bedeutete – als nunmehr zweiten kommerziellen Mißerfolg in Folge – auch gleichzeitig das Ende der Konsolensparte von SEGA: Seit dieser Zeit wurde keine neue Konsolenhardware produziert – man konzentriert sich seither auf Spieleentwicklungen.

Aber bis heute wird die Dreamcast von den Fans geliebt und es werden auch gelegentlich neue Spiele produziert, so z.B. GunLord, Redux: Dark Matters oder Ghost Blade. Das freie Betriebssystem KallistiOS macht die Homebrew-Entwicklung und den Vetrieb der fertigen Spieleimages auch rechtlich unbedenklich (daneben gibt es mit NetBSD und QNX noch zwei Linux OS und das russische DreamShell-OS). Für die Dreamcast sind zudem Unmengen an Emulatoren anderer System erschienen und ein breites Spektrum an weiteren Anwendungen (MP3-Player, Webbrowser, etc).

 

.stefan

 

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